Innovationspotenzial nutzen: Warum die Studie zur Sicherheits- und Verteidigungsindustrie hinter den Erwartungen bleibt
Wirtschaftsminister Robert Habeck nimmt die Lage der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in den Fokus – eigentlich eine gute Nachricht. Aber nur eigentlich.
Die vom BMWK beauftragte Studie stellt fest, dass die staatliche Förderung und strategische Steuerung von Schlüsseltechnologien in der Wehrwirtschaft weitgehend unterentwickelt und nicht zukunftsfähig sind. Soweit, so richtig. Doch insbesondere die Einschätzung zur Rolle von Startups bleibt aus meiner Sicht völlig unzureichend.
Ein großes Problem ist, dass die Studie nur ansatzweise darauf eingeht, wie Startups und ihre Innovationen tatsächlich für die Bundeswehr nutzbar gemacht werden können. Statt klare Lösungsansätze zu bieten, besteht ein großer Teil des Papiers aus einer willkürlichen Ansammlung von Themen – von Forschungsförderung über Subventionen bis hin zu Beschaffungstransparenz. Alles wichtige Punkte, keine Frage. Aber der spezifische Fokus auf die Bedürfnisse und Mechanismen von Startups und deren unternehmerisches Potenzial bleibt völlig auf der Strecke. Startups werden hier mehr als Schlagwort für „irgendwas mit Innovation“ verwendet, ohne ein echtes Verständnis für ihre wirtschaftliche Realität.
Was fehlt, ist eine gezielte Differenzierung – etwas, das in den USA seit Jahrzehnten erfolgreich untersucht und praktisch umgesetzt wird. Auch Länder wie Frankreich und Großbritannien haben sich bewährte Modelle abgeschaut. Folgende Instrumente halte ich für entscheidend, um Innovationen aus echten Startups schneller verfügbar zu machen:
1️. Staatliche oder halbstaatliche Venture Capital Investments
2️. Staatliche Venture Capital Fund of Funds
3️. Staatliche Besicherung privatwirtschaftlicher VC-Investments
4️. Zugang zu schneller Erprobung und initialer Traktion
5️. Beschleunigte Beschaffung für definierte Schwerpunktthemen/-projekte
Keines dieser Instrumente hat etwas mit Koordinierungsstellen, Arbeitskreisen oder langwieriger Forschungsförderung zu tun. Startups sind keine Universitäten oder Forschungsabteilungen großer Unternehmen. Sie können sich keine jahrelangen Entscheidungsprozesse leisten – sie brauchen schnelle Investments und ebenso schnelle Umsätze, um zu überleben.
Ein weiterer „Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“-Ansatz wird uns beim Aufbau einer modernen und innovativen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in Deutschland und Europa nicht weiterhelfen. Wenn wir nicht abgehängt werden wollen, müssen wir aufhören, uns in Theorien zu verlieren, und stattdessen international bewährte Best-Practice-Modelle endlich konsequent umsetzen. Der Handlungsbedarf ist groß – und die Zeit drängt.
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